Ich heisse NAME

“So einfach „nebenbei“ kommen im Sinne von Inklusion auch diverse Menschen und
Familienkonzepte im Stück vor. Locker, leicht nachvollziehbar und immer wieder mit
spielerischem und zeichnerischem Witz zaubern die beiden Spieler:innen/Zeichner:innen
(Inszenierung: Antonia Brix) eine Atmosphäre, bei dem es einfach ums Mensch-Sein-Dürfen
geht, ohne in Schubladen gesteckt zu werden und ohne Biologie zu verneinen.” (H. Wagner,
kijuku.at, Februar 2022)

 


Wenn ich bei einer Schulvorstellung mitsehen darf, freue ich mich stets auf ein doppeltes Geschenk.
Einerseits gehen mich die Stücke für junges Publikum etwas an, sie betreffen mich und andererseits
geben junge Menschen gerne auch spannende Meinungen und Fragen zum Erlebten – viel unmittelbarer als
meine eigenen Denk- und Fühlmechanismen.
Ich heisse Name berührte mich sehr durch das sorgfältige Spiel mit den einfachen Mitteln – den
Hellraumprojektoren und Folien – aber auch durch das behutsam respektvolle Umgehen mit
dererfundenen Figur. „Name“ wurde in allem Suchen unterstützt und als Mensch für Wert befunden,
auch wenn „Name“ bis zum Schluss seine Idendität noch nicht abschliessend gefunden hatte.
Die zwei Spieler*innen haben mir mit grosser Bedachtsamkeit vorgelebt, wie es sein könnte,
jemanden bedingungslos zu akzeptieren. Es wurde dabei nichts erklärt oder beteuert, die Liebe zu
„Name“ war schlicht und einfach da, für alle im Raum greifbar.
Auch die Zuschauenden diskutierten viel, über die Mädchen- oder Jungenkleider – aber die Figur
„Name“ hinterfragte kein Mensch – weil auch die Spielenden „Name“ ohne Wenn und Aber an- und
für vollnahmen. Respekt für diese ergreifende Lektion des Respektierens.
Stefan Colombo


Pädagogische Hochschule Luzern- Blog Theaterpädagogik


Warum hat es hier nur so wenig Kinder? Leider darf heute wegen den Covidmassnahmen nur eine
Klasse ins Theater kommen, wie schade… dann sind wir, die hier sein dürfen, ja richtige Glückspilze!
Ein Mädchen aus der Basisstufe Bern Bethlehem erklärt mir, sie hätten mit der Schauspielerin Brigitta
und mit dem Schauspieler Julius im Vorfeld eben recherchiert, deshalb dürfen sie jetzt kommen.
Gespannt sitzen wir vor einer leeren Bühne, ausser zwei fahrbaren Leinwänden, ist noch nichts zu
sehen. «Wo sind Brigitta und Julius?» – Warts ab !
Musik… zwei Hellraumprojektoren werden auf die Bühne gefahren, geschoben von einer weiss
gekleideten Frau (Brigitta Weber) und einem weiss gekleideten Mann (Julius Griesenberg). Zu Beginn
spielen sie mit ihren Schattenbildern, das ist lustig, die Kinder kichern, am liebsten möchte man es
selbst ausprobieren.
Nun wird auf die Projektionsfläche gezeichnet… ein Kopf, Augen, Arme…. es ist mucksmäuschenstill,
alle schauen gespannt zu, wie ein Strichmännchen entsteht oder ist es ein Strichweibchen? «Egal!»
«Was egal?» «Wie heisst Du?» – «Ich heisse NAME».
Was isst eigentlich so ein Strichfigürchen? Natürlich Spaghetti Carbonara.
NAME möchte mit seinem Krokodil in der Badewanne spielen und danach die Welt entdecken; sich
mit Herrn Sonntag, dem lustigen Hund treffen und auf dem Spielplatz mit den anderen Kindern
spielen – sag, geht das überhaupt, wenn man nicht weiss, ob NAME ein Mädchen ist oder ein Junge?
Welche Kleider soll NAME tragen? Hosen oder vielleicht einen Rock? Mit was möchte NAME spielen?
Mag NAME rosarot oder grün? Holz hacken oder nähen?
Die beiden Erwachsenen begleiten NAME auf seiner Erkundungstour, sie schlüpfen in zig
verschiedene Rollen, es wird geschnipselt und gezeichnet, vergrössert und verkleinert, mit Schatten
und farbigen Folien gespielt. Immer wieder entstehen neue Welten und neue Fragen: «Wenn ich
gross bin, werde ich dann eine Frau oder ein Mann?»
Ein tolles, wichtiges Stück zur eigenen Identität und zur Genderthematik, für alle ab 5 Jahren.
Besuch einer Schulvorstellung am 31. Januar 22 im Treffpunkt Wittigkofen, Bern

von Kathrin Brülhart Corbat

DAS machen und andere verdächtige Sachen

KURIER (19.02.2019)

 
Samen- trifft Eizelle und anderes rund um S.E.X.

Aufbauend auf dem preisgekrönten Bilderbuch „DAS machen“ ist ein herrlich unverkrampftes Stück im Dschungel Wien zu erleben.

 

von Heinz Wagner

Zwei kleine Lichtquellen und leise Stimmen steuern auf den in der Mitte der Bühne stehenden Zeichentisch zu. Auf ihrem Weg beginnen sie – mit davor gespanntem durchscheinendem Papier zu einem kleinen Schattentheater zu werden. Eine Samen-, auf der einen sowie eine Ei-Zelle auf der anderen Seite. Sie treffen aufeinander, erst distanziert per Sie, bis sie sich im Du vereinigen und später Zellteilungen einsetzen. Da sind sie schon über dem Zeichentisch. Mit wenigen Handgriffen formen die Puppen- und Schauspieler_innen Peri und Josh (Priska Praxmarer und Julius Griesenberg) aus großen auf dem Zeichentisch liegenden Seidenpapier-Bögen ein Baby. Das sollte auf eine Doppelseite des Bilderbuches, an dem die beiden arbeiten.
Mehr als ein Stück zum Buch
So beginnt das einstündige Stück „DAS machen & andere verdächtige Sachen“. Dieses Gastspiel aus der Schweiz, derzeit im Dschungel Wien zu sehen, baut auf dem Bilderbuch von Lilly Axster und Christine Aebi auf. Ist aber weit mehr als lediglich eine Dramatisierung des Buches, ja es greift sogar zu dem dramaturgischen Kniff, die beiden Spieler_innen würden an einem Bilderbuch arbeiten. Mitten in der Arbeit kriegen sie vom Verlag eine Kürzung von Seiten und Figuren vorgeschrieben, kämpfen damit und miteinander... (Regie: Antonia Brix, Dramaturgie: Brigitta Soraperra).
Figuren werden lebendig
Das Spiel-Duo erweckt sowohl die gebauten Figuren (Christine Aebi), ob die des Kindes Sascha (Alexandra/Alexander), der Kaulquappe, des Teddys und der Biene als auch die gekauften (Schildkröten) glaubhaft zum Leben und switcht gekonnt zwischen dem Figuren- und dem Schauspiel als Buch-Macher_innen.
War schon das Bilderbuch eine herrlich unverkrampfte, entspannte Annäherung an – leider noch immer oftmals – tabuisierte Themen rund um Aufklärung, eben verschämt „DAS machen“ genannt, so ist es das Stück auch in der Live-Performance, immer wieder auch mit humorvollen Passagen. Von Regel und Binden, Samenerguss und Orgasmus bis zur Vielfalt der Menschen und ihrer unterschiedlichen (Vor-)Lieben spannt sich der Bogen angesprochener Elemente.
Übrigens: Noch immer erregen – wie die mit Jugendlichen vollbesetzte Vormittagsvorstellung vor der offiziellen Premiere zeigte – Bilder zweier Teddybären, die einander in unterschiedlichen Stellungen höchstes „Oooooh!“. Würden die beiden aufeinander einschlagen, würde das wohl weit weniger Aufmerksamkeit und Erstaunen hervorrufen.

Irrungen & Wirrungen

 

TagesAnzeiger 16. 6. 2015

von Alexandra Kedves

"Mit Fantasie und tragbarer Musik skizziert der Komödiant erst ein ver-
schwenderisches Hochzeitsfest in die Natur und holt dann seine Puppen zum
Liebesdrama auf die Bühne aus Tannennadeln und Wurzelstöcken.

Helena liebt Demetrius, der Hermia liebt, die Lysander liebt:

Griesenberg spielt das klassische Ringelreihen der Gefühle mit kind-
licher Verve. Seine Paare flüchten in den Wald, wir stolpern hinterher; er schlägt
sich ins Gebüsch, wir erschlagen Mücken. Sinnlicher hätte sich selbst Shakes-
peare sein Theater kaum wünschen können"

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